In meiner Freizeit beschäftige ich mich gern mit Holz. Für unsere 1,5 Jahre alte Tochter wollte ich eine kleine Garderobe entwerfen und bauen. Zum einen damit sie sich zum Schuhe anziehen hinsetzen kann und zugleich um ein paar Kleidungsstücke zu verstauen. Ich wollte dadurch auch meine neue Tischkreissäge testen und als Herausforderung sollte das Stück ohne Schrauben oder ähnliches auskommen. Das Ergebnis ist keine Perfektion, aber kann sich vermutlich sehen lassen und soll andere zum Nachbauen anregen.
Benötigtes Material für die Garderobe
Die Materialkosten im Baumarkt sind ca. 25 Euro ohne Öl.
- Massivholzplatte Fichte 200 x 30 x 1,8cm
- Massivholzplatte Akazie 70 x 20 x 1,8cm
- Rundholz Buche 12mm, ca. 34cm lang
- Rundholz Buche 3mm, ca. 5cm lang (alternativ kleiner Nagel)
- Einen Tropfen Leim für das Ende des Rundholzes
- Etwas Öl o.ä. für die Behandlung der Oberfläche, z.B. Olivenöl
- Ikea Mini-Regal Moppe 4×4 zum Einbauen (optional, +10 EUR)
Benötigtes Werkzeug
- Stichsäge
- Tischkreissäge oder alternativ Kreissäge
- Oberfräse und Abrundfräser mit Kugellager für die Kanten
- Stechbeitel 8mm, 16mm und Holzhammer
- Bohrmaschine mit 3mm, 10mm und 25mm Bohrer
- Schleifmaschine z.B. Exzenter mit 180er oder 240er Papier
- Feinsäge z.B. Japansäge für exaktes Sägen (ich nutze eine Dōzuki)
- Lineal, Bleistift, Messer, runde Teile ca. 10+15cm Durchmesser zum Anzeichnen
DIY Anleitung: Kindergarderobe „Klara“ selbst gebaut
Nachdem ich mir einige Überlegungen machte, fing ich mit einer Skizze auf Papier an. Dann wollte ich Details festlegen und versuchte mich an einer besseren Zeichnung, aber ich bin leider kein guter Zeichner. Ich fand das kostenfreie CAD-Tool TinkerCAD für Einsteiger (Online Tool im Browser, www.tinkercad.com) sehr gut und nützlich und erstellte schnell ein 3D-Modell, ohne dass ich jemals mit einem CAD Programm gearbeitet hatte. Meine Modelldatei zum importieren in das Tool ist hier.
Funktionen der Kindergarderobe Klara
Links kann das Kind natürlich sitzen und sich an dem kleinen Griff hochziehen und festhalten. Darunter ist Platz für die Schuhe. Rechts werden Kleiderbügel aufgehängt und vielleicht noch ein extra Haken für etwas ohne Bügel.
Ich habe unten die Regalfächer der Garderobe vereinfacht dargestellt, denn hier wollte ich es mir leichter machen und ein fertiges Miniregal von Ikea einfach einsetzen, welches 4 kleine Schubladen für Mütze, Handschuhe, Schal etc. bietet. Dieser optionale Schritt ergänzt die Garderobe also um 4 Schubladen.
Übrigens habe ich den Bau nicht exakt wie geplant umgesetzt: Den rechten Haltegriff habe ich weggelassen. Die extra Haken brauchte ich bisher auch noch nicht. Die Rückwände habe ich auch nicht gebraucht und deshalb einfach weggelassen.
Die ersten Arbeitsschritte
Das große Fichtenbrett wird in 3 Stücke geteilt und ergibt die senkrechten Teile. Zwei gleichgroße 82cm lang und einmal den Rest ca. 35cm lang. Weil das Brett sehr lang ist, habe ich zuerst mit der Stichsäge etwas mehr als 82cm abgesägt und dann das Stück auf der Tischkreissäge auf 82cm gebracht. Das kleine linke Stück wird von 30cm auf 27cm verschmälert.
Weil das mittlere Brett mit dem waagrechten Stück ineinander gesteckt wird, wird es in der Sitzhöhe von 25cm für 18mm breit und 17,5cm tief eingeschnitten.
Mit einer runden Schüssel die oberen Ecken abrunden. Hinten weniger abrunden (15cm Durchmesser) als vorne (10cm). Das linke Brett weniger abrunden. An diesem mit zwei Bohrlöchern den Griff aussägen, dessen Griffhöhe ca. 3cm ist.
In die beiden Außenseiten jeweils zwei eckige Löcher mit dem Beitel für die Verzapfungen ausstechen. Diese geben sehr gute Stabilität, gehen nicht kaputt, benötigen keine Schrauben und keinen Kleber.
Mit dem Fräser alle Kanten außer die am Boden abrunden und danach die Bretter glatt schleifen. Erst so wird die Optik der Garderobe schön, weil wir kein Edelholz, sondern nur einfaches verwenden.
Das Akaziebrett wird an beiden Enden so eingesägt, dass jeweils zwei gerade Zapfen entstehen, ca. 3cm tief. Dabei werden zuerst aus den Eckstücken, die nun wegfallen, 8 kleine Keile herausgesägt. Diese spreizen die Zapfen später auf verklemmen die Bretter miteinander. Deshalb werden auch die Zapfen mit eingeschnitten, ca. 3mm kürzer als der Zapfen.
Mit einem Abstand von 29,5cm zum Zapfenende (!) beginnt der andere Einschnitt für das waagrechte Mittelteil. Dieser ist 18mm breit und 5cm tief. Zweimal mit der Kreissäge nur ca. 3cm einschneiden und den Rest dann mit dem Beitel heraustrennen, damit es nicht mehr als 5cm werden. Prüfen, ob die Bretter ineinanderpassen.
Die Bretter über die Zapfenverbindung zusammenstecken und prüfen.
In diesem Probeaufbau der Kinder-Garderobe kann man mit dem Messer nun die Kante des waagrechten Brettes umfahren und auf den senkrechten Brettern durch einschneiden markieren. Diese Markierung dann ca. 2mm mit dem Beitel ausstemmen. So taucht das Brett leicht ein und die ggf. unsauber gesägte Brettkante verwindet.
Bretter wieder lösen. Die Löcher für die Kleiderstange Bohren. Das linke Loch nur 1cm tief bohren, das rechte Durchbohren. Die Stange mit dem Beitel 1mm rundherum abstemmen für den 1cm am Anfang. Am Ende nach den 29,5+1cm die weiteren ca. 4cm um 1mm auf 10mm Durchmesser abstemmen, um durch das 10mm Loch im rechten Brett zu kommen und noch Überstand zu haben. Die verjüngten Teile mit Schleifpapier rund schliefen. Mit dem Leim etwas links festkleben.
Die Garderobe jetzt wieder zusammenbauen. Rechts mit einem kleinen 4cm langen Stift des 3mm Rundholzes die Kleiderstange abschließend befestigen. Dazu mit einem 3mm Bohrer den Stab langsam durchbohren. Zum Schluss den Stift ggf. kürzen.
Und hier die fertige Garderobe „Klara“ im Einsatz:
Meine kleine Tochter liebt das Ding und ich bin echt zufrieden mit dem Ergebnis 🙂